Vor einigen Tagen haben wir im internen Bereich unserer Baeder – Community Tipps für die digitale Moderation veröffentlicht. Sie entstanden nach den ersten drei Tagen remote. Jetzt können wir die Tage kaum noch zählen – und legen noch mal ordentlich einen drauf: In diesem Beitrag zeigen wir zahlreiche Tipps für die Moderation von Online-Workshops und Online-Seminaren.
Wir treffen klare Unterscheidungen und teilen unsere Tipps in Vorher, Dabei und Nachher.
Es hat Zoom gemacht. Nicht nur Zoom boomt, auch andere Videokonferenz- und Kollaborationstools erobern den Markt in dieser Coronakrise: Jitsi, Blizz, Mural… wer nicht „remote“ großgeworden ist, streckt die Segel vor dem Angebot.
Denn Online-Konferenzen, Online-Workshops, Online-Live-Seminare und Webinare im Bäderbereich boomen. Eine Chance für Bildungsanbieter und Personaler, die nicht leichtsinnig vertan werden sollte. Denn das Online-Erlebnis kann befreiend und erhellend, aber auch frustrierend sein.
Mit diesem Beitrag wollen wir Tipps geben, was alles zu bedenken ist. Die Tipps bündeln wir in drei Abschnitte: Vorher, dabei und nachher. Los geht’s..!
Checkliste für die Entwicklung und Implementierung von Online-Veranstaltungen und Seminaren
Bäder Online Seminar / Webinar Vorbereitung Teil 1
Was ist ganz grundsätzlich ein geeignetes Format zur Erreichung der Lernziele?
Sind Thema, Anlass und Lernziele für ein Online-Format geeignet?
» Nicht alle Inhalte im Online Seminar können gleichermaßen gut in ein Online-Format übertragen werden, evtl. sind begleitend andere Lernformen notwendig.
» Themenschwerpunkte wie z.B.: Schwimmbad, Hallenbad, Freibad, Therme, Bädertechnik, Wasseraufbereitung, Chlorgasanlagen und Sauna sind oft mit praxisorientiertem professionellem Bildmaterial verbunden.
Auswahl eines passenden Online-Formats in Abhängigkeit von Thema, Lernzielen, Zeitrahmen und Gruppengröße (z. B. auch Podcasts, Erklärfilme, Web Based Training)
» Achtung: Präsenz-Veranstaltungen und -Seminare nie 1:1 online übersetzen. Es ist eine veränderte Gestaltung und Vorbereitung erforderlich!
Entscheidung über die Einbindung von weiteren Personen für Moderation, Fachbeiträge und Technik
» Grundsätzlich wird in Online-Veranstaltungen/-Seminaren der Einsatz von mindestens zwei Personen empfohlen, damit sowohl vor als auch während der Session technische Probleme bei Teilnehmenden gelöst werden können, ohne dass der Inhalt leidet. Auch der Chat kann durch die zweite Person beobachtet werden (oder z. B. auch durch eine/n Teilnehmende/n). In jedem Fall ist eine klare Rollenverteilung nötig.
» Bei wiederkehrenden Online-Veranstaltungen/-Seminaren, bei denen die Technik bei allen Beteiligten störungsfrei funktioniert, kann ggf. auf eine für die Technik zuständige Person verzichtet oder diese nur am Anfang der Session eingebunden werden.
» Der Einsatz mehrerer Sprecherinnen oder Sprecher fördert die Abwechslung für die Teilnehmenden. In Online-Seminaren kann Teamteaching durch mehrere Personen sinnvoll sein.
» Aus didaktischer und organisatorischer Sicht ist besonders bei der Nutzung von Gruppenräumen (Breakoutrooms) der Einsatz von mehreren betreuenden Personen zu empfehlen.
Entscheidung über die Nutzung von Instrumenten und Methoden zur Interaktion
» Z. B. Umfragen, Chat, direkter Austausch, Whiteboard, Breakoutrooms
» Kriterien zur Auswahl: Rahmenbedingungen (Zeit, Gruppengröße, Erklärungsbedürftigkeit), Zielgruppe (Vorkenntnisse, Bereitschaft), Lernziel, Abwechslung, Notwendigkeit der Ergebnissicherung für Weiterarbeit
» Je länger die Online-Veranstaltung/das Online-Seminar, desto mehr Abwechslung erforderlich (Methodenmix)
Entscheidung über den Einsatz externer Tools zur Erweiterung der Kollaborationsmöglichkeiten
» Z. B. gemeinsames Arbeiten an Textdokumenten, digitale Pinnwände, Lernplattformen
Entscheidung, ob das Kamerabild der Teilnehmenden für alle sichtbar sein soll
» Abhängig von Teilnehmendenzahl: bei großen Gruppen eher eine Störquelle und nicht zu empfehlen, bei kleinen Gruppen kann es für die Gruppendynamik förderlich sein
» Kamerafunktion in Breakoutrooms sinnvoll
» Generell hohe Datenübertragungsrate beachten
Entscheidung über die Aufzeichnung der Online-Veranstaltung/des Online-Seminars
» Empfohlen besonders bei Blended-Learning-Konzepten zur Nachbearbeitung
» Entscheidung über Umfang der Aufzeichnung (Möglichkeiten der Software beachten!): z. B. nur Folien und Stimme der referierenden Personen oder auch mündliche Fragen, Chatfragen, Teilnehmenden-Liste und ggf. Kamerabilder der Teilnehmenden
» Datenschutz und Persönlichkeitsrechte beachten: im Vorfeld, wenn nötig, Einverständnis der Referierenden und Teilnehmenden einholen
» Beachtung der Barrierefreiheit im Online Seminar (z. B. Aufzeichnung mit Untertiteln)
Bäder Online Seminar / Webinar Vorbereitung Teil 2
Erstellung eines Ablaufplans
» Inkl. Zeit, Inhalt, Sichtbarkeit (z. B. Kamera, Präsentation, geteilter Bildschirm, Whiteboard) und Aktion der Teilnehmenden (z. B. Umfrageteilnahme, Zustimmung/Ablehnung im Chat)
» Genauere Planung/Konzeption als bei Präsenz Veranstaltungen/-Seminaren nötig, da weniger Flexibilität möglich (z. B. Vorbereitung von Umfragen)
Erstellung einer Agenda
» Dient der „Synchronisation“ aller Teilnehmenden, schafft Klarheit über Ziele und Ablauf
Entscheidung über die Notwendigkeit und Art einer Vorstellungsrunde zum gegenseitigen Kennenlernen der Teilnehmenden
» In Abhängigkeit vom Thema, Anzahl der Teilnehmenden und Dauer der Online-Veranstaltung/des Online-Seminars
» Z. B. mündliche Selbstvorstellung (mit vorgegebener Maximalzeit oder Stichpunkten, gutes Zeitmanagement der Teilnehmendenbeiträge wichtig), Nutzung der Breakoutrooms, Nutzung von Umfragen (z. B. zu Branche, Position, Herkunft) oder Chat, Handzeichen in der Kamera, virtuelle Gruppenaufstellungen (z. B. über Whiteboard)
Entscheidung über den Vorab-Versand von Material oder Aufgaben an Teilnehmende
» Nur sinnvoll, wenn vorab konkrete Aufgaben bearbeitet werden sollen oder wenn Unsicherheit besteht, ob alle Teilnehmenden auf die Software zugreifen können (dann ggf. Einwahl über Telefon und Mitklicken der Folien)
Planung von Maßnahmen zur Bekanntmachung, z. B. Ankündigung, Einladung
Erstellung der Präsentation
- Wenig Text, Fokus auf Kernaussagen (ggf. Verzicht auf Kopf- und Fußzeile)
- Abwechslungsreich und visuell ansprechend: Nutzung von Bildern, Grafiken, Farben
- Große Schrift, da ggf. Teilnahme über Smartphone oder Tablet; Barrierefreiheit!
Verstärkter Einsatz von einfachen (!) Animationen, um die Aufmerksamkeit zu halten und zu steuern
» Achtung: Animationen meist nur sichtbar, wenn Präsentation über geteilten Bildschirm gezeigt wird, nicht, wenn Datei vorher in die Software hochgeladen wurde
» Alternativ: Animationen über mehrere Folien erzeugen
Vorbereitung von Technik und Räumen
Gute technische Ausstattung für hohe Bild- und Tonqualität (Kamera, Headset/Mikrofon)
» Bei schallharten Räumen mit Headset oder z. B. separatem Podcast Mikrofon arbeiten oder schallreflektierende Oberflächen mit Decken und Tüchern bedecken
Angemessene Sitzposition: neutraler Hintergrund, kein Gegenlicht, Gesicht gut beleuchtet (ggf. mit separater Lichtquelle) und ohne Schatten
Störquellen wie Telefon umleiten oder stummschalten
Stabile Internetverbindung (ggf. eher LAN-Kabel als WLAN)
Nutzung von zwei Monitoren, wenn möglich
» Einen Monitor für die Software, den anderen für weitere Dokumente zum Teilen des Bildschirms und ggf. separaten Chat mit weiteren Personen
Auswahl einer geeigneten Software
» In Abhängigkeit von:
Stabilität (besonders bei großer Zahl von Teilnehmenden), Teilnahmemöglichkeit über Web-Oberfläche (nicht nur über App), ggf. Möglichkeit zur Telefoneinwahl, möglicher Gruppengröße, Funktionsumfang, rechtlichen Aspekten (Datenschutz!), Kosten
Kennenlernen der Software und ihrer Funktionen
» Prüfung des Funktionsumfangs je nach Bedarf (z. B. Speichern von Whiteboards und Einfügen von Texten und Bildern, Umfragen mit offenen Fragen, Pointer für Folien, „feste“ Räume für regelmäßige Veranstaltungen)
» Prüfung der Nutzungsrechte in Abhängigkeit von Rollen (z. B. Gastgeber/in, Moderator/in, Teilnehmende/r)
Durchführung eines Testlaufs für die Technik und die Funktionalitäten der Software
Organisation eines Techniktests für die Teilnehmenden vorab
» Empfohlen, da größere technische Schwierigkeiten bei Teilnehmenden direkt vor der Online-Veranstaltung/dem Online-Seminar meist nicht gelöst werden können
» Z. B. vorab Link zum Testen der Einwahl in die Software sowie ggf. für Audio- oder Videotests versenden
Durchführung des Webinars – Seminars
Öffnung des Online-Raums ca. 15 Minuten vor Start
» Orientierung der Teilnehmenden
» Klärung von letzten technischen Fragen (optimalerweise im Vorfeld Testlink versenden)
» Ggf. Beziehungsaufbau/Kennenlernen (z. B. Smalltalk, Chatfragen, Vorab-Umfrage)
» Einblenden der Titelfolie
Pünktlicher Start, wichtig bei kurzen Online-Veranstaltungen/-Seminaren (Zeit ist kostbar)
Kurze Vorstellung der beteiligten Personen
Vorstellung der Software-Oberfläche und Interaktionsmöglichkeiten (Chat etc.)
Vereinbarung von Kommunikationsregeln/Netiquette
» Anzeigen von Wortmeldungen oder Fragen: z. B. direkt im Chat, per Handzeichen in die Kamera oder über Mikrofon
» Anzeigen von Zustimmung oder Ablehnung: z. B. über Icons im Chat oder Nicken in die Kamera
» Stummschalten der Mikrofone von Personen, die nicht sprechen, um Störgeräusche zu verhindern (aber: in kleinen Gruppen, die länger zusammenarbeiten, ggf. Mikrofone auch mal anlassen, um eine Verbindung aufzubauen, Gruppendynamik zu erzeugen und Reaktionen direkt wahrzunehmen)
» Bei Verbindungs- oder Übertragungsproblemen Kameras der Teilnehmenden ausschalten
Beim Sprechen in die Kamera schauen, damit die Teilnehmenden das Gefühl haben, angeschaut zu werden
Wechsel zwischen Ansichten für mehr Abwechslung (z. B. Kamera, Präsentation)
Nicht zu schnell sprechen, besonders wichtige Stellen durch langsames und lautes Sprechen betonen
Keine längere Stille entstehen lassen. Kommentieren Sie immer, was Sie tun.
» Z. B. wenn Sie eine Funktion suchen oder den Bildschirm umschalten, sonst entsteht Unruhe und Verwirrung bei den Teilnehmenden
Nutzung des Mauszeigers oder Pointers, um die Aufmerksamkeit zu lenken (aber langsam und gezielt)
Nutzung der Zoom-Funktion (wenn vorhanden) bei detailreichen Folien, z. B. komplexen Modellen
Max. ca. 15 Minuten Input am Stück, dann Interaktion
» Z. B. Umfrage, Verständnisfrage im Chat, Quiz, Whiteboard,
Kleingruppenarbeit, Einzelarbeit
Regelmäßiges Zusammenfassen der Inhalte
Regelmäßige Pausen
» Ggf. häufiger als in Präsenz-Veranstaltungen/-Seminaren,
weil Aufmerksamkeit online stärker beansprucht wird» Ggf. Pausengespräche in Breakoutrooms ermöglichen,
z. B. mit zufälliger Zuteilung der Teilnehmenden
Flexibilität bei (technischen) Schwierigkeiten
» Z. B. wenn Whiteboard nicht stabil funktioniert, den Chat nutzen
Evaluation
» Z. B. kurze mündliche Abschluss- oder Feedbackrunde, schriftlich im Chat, geschlossene Fragen mit Umfragetool, Punktabfrage oder offene Fragen über Whiteboard, nachträglicher Versand eines Online-Fragebogens
Nachbereitung des Webinars – Seminars
Nachbesprechung mit allen Beteiligten, Auswertung der Evaluationsergebnisse und Festhalten der gewonnenen Erkenntnisse
Gegebenenfalls folgende Unterlagen zur Verfügung stellen:
Präsentationsunterlagen und Screenshots der erarbeiteten Inhalte in Whiteboards oder Notizfeldern
Literaturliste und weiterführende Informationen
Aufzeichnung der Online-Veranstaltung/des Online-Seminars
10 weitere Tipps zur Vorbereitung!
1. Mache Dich sich mit der Software vertraut.
2. Gestalte den Zugang für Deine Teilnehmender möglichst einfach.
3. Lade Deine Teilnehmenden zu einem Techniktest-Termin ein.
4. Halten Deinen Ablaufplan bereit.
5. Öffne alle Webseiten, die Du während des Online-Seminars benötigst.
6. Lasse Dir Zeit für die Online-Sozialisation.
7. Spreche die Teilnehmenden persönlich an.
8. Kürze Deinen Input.
9. Baue Interaktionen und Aktivitäten ein.
10. Keine Angst vor Fehlern!
Du brauchst weitere Unterstützung?
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