Ich freue mich sehr, heute einen langjährigen Weggefährten bei uns auf Bäder.tv begrüßen zu dürfen:
Maximilian Faber. Maximilian kenne ich bereits seit vielen Jahren, unter anderem aus unserer gemeinsamen Zusammenarbeit im Prüfungsausschuss der IHK Gießen-Friedberg.
Als Mitgründungsmitglied der Bäderfachschule in Sachsen und Betriebsleiter im Freibad Friedrichsdorf hat er maßgeblich zum Fortbestand der Bäderlandschaft beigetragen. Außerdem ist er als Geschäftsführer des BDS Hessen aktiv. Heute sprechen wir über seine vielseitigen Erfahrungen und die aktuellen Herausforderungen in der Branche. Herzlich willkommen, Maximilian!
Da ich Max schon viele Jahre kenne, wird dieses Interview in der Du Form geführt!
Gründer | BAEDER.TV
Sachgebietsleiter | Sportstätten
In die Bäderbranche gerutscht | mit Abschluß zum Betriebswirt
Maurice Hobert:
Wer ist Maximilian Faber?
Maximilian Faber:
Der Name sagt ja schon wer ich bin. Nein Spaß. Ich finde es immer ein bisschen schwierig über sich selbst Dinge zu erzählen und man schätzt sich ja oft in der eigenen Wahrnehmung anders ein, als es andere tun.
Deshalb habe ich meine Mädels hier im Büro mal gefragt, wie sie mich beschreiben würden. Die Mädels finden es super, dass ich immer bzw. fast immer ein offenes Ohr, sowie eine offene Bürotür habe. Tatsächlich ist es für mich schon wichtig, dass ich für meine Mitarbeiter hier im Betrieb präsent und auch ansprechbar bin.
Manchmal ist das etwas schwierig, da ich doch recht viel unterwegs bin. Dennoch konnte ich eine Vertrauensbasis schaffen, sodass Kollegen oft auch mit privaten Problemen zu mir kommen und diese mit mir besprechen wollen. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Ich glaube das ist tatsächlich ein wesentlicher Bestandteil warum wir bei uns im Betrieb kein ernsthaftes Problem haben Personal zu gewinnen, gerade auch bei den Saisonkräften.
Ein gutes Betriebsklima und Wertschätzung gegenüber den Kollegen sind für mich die Grundlage für ein respektvolles Miteinander. Wer mit mir schon auf Fortbildung war weiß, dass ich ein geselliger Typ bin. Auf Grund dessen kommt es schon vor, dass ich abends oder vielmehr früh morgens auch mal der letzte in der Kneipe bin und das projiziere ich auch so ein bisschen auf die Arbeit.
Wir machen regelmäßig Teamevents mit den Kollegen, mit leckerem Essen und selbstverständlich auch mal mit einem Feierabendbierchen.
Maurice Hobert:
Wie kam es dazu, dass du dich für die Ausbildung als Fachangestellter für Bäderbetriebe entschieden hast?
Maximilian Faber:
Bei mir ist das tatsächlich familiär vorbelastet und ich bin da mehr oder weniger reingerutscht. Meine Mutter war Betriebsleiterin im Hallenbad Hüttenberg. So kam es, dass ich mit 18 Jahren dort als Rettungsschwimmer gearbeitet habe.
Nach meinem Abitur hatte ich erst mal keine Lust an die Uni zu gehen. Da ich bereits im Bereich Schwimmbad erste Erfahrungen gesammelt hatte, kam ich dann zu dem Entschluss die Ausbildung zum Fachangestellten zu absolvieren. Unmittelbar nach der Ausbildung wollte ich dann noch studieren, bin aber im Schwimmbad hängen geblieben, weil ich relativ schnell interessante Stellen bekommen habe.
Zwei Jahre nach meiner Ausbildung bin ich Betriebsleiter geworden. So konnte ich mich berufsbegleitend weiter entwickeln, bis zum Abschluss als Betriebswirt. Ja, so bin ich im Schwimmbad gelandet und bis heute geblieben.
Maurice Hobert:
Du bist ja nicht nur Betriebsleiter. In welchen Bereichen bist du noch tätig bzw. unterwegs?
Maximilian Faber:
Tatsächlich bin ich mittlerweile sogar Sachgebietsleiter Sportstätten bei der Stadt Friedrichsdorf. Neben der Zuständigkeit für das Freibad kamen dieses Jahr die Liegenschaften der Sportstätten noch mit in meinen Verantwortungsbereich. Zu den Liegenschaften gehören der Sportpark, welcher von der Typologie her eine Outdoor Multifunktionssportanlage ist, der Trimm-dich-Pfad, sowie eine klassische Sporthalle.
Zusätzlich zu meiner Hauptanstellung als Sachgebietsleiter, bin ich ehrenamtlich engagiert in der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen im Arbeitskreis Betriebswirtschaft, beim BDS im Landesverband Hessen als Geschäftsführer, sowie auch im Prüfungsausschuss für die hessischen Fachangestellten für Bäderbetriebe.
Jüngst außerdem Gründungsmitglied und Schatzmeister der Bäderfachschule e.V. auf dem Rabenberg in Sachsen.
Maurice Hobert:
Auf welche Leistung in deiner Laufbahn bist du besonders stolz?
Maximilian Faber:
Da müsste ich tatsächlich differenzieren. Einmal zwischen den Entwicklungen die ich seit 2012 hier im Freibad geschaffen habe und andererseits die Entwicklungen im Bereich der Verbandstätigkeit. Das ist ja auch keine Selbstverständlichkeit, gerade beim BDS zum Beispiel.
Das sind Wahlämter, für die einen jemand auch erstmal wählen muss. Aber der Reihe nach. Hier in Friedrichsdorf haben wir eine wunderbare Entwicklung mit dem Bad gemacht. Als ich dieses 2012 übernommen habe, wurde das Bad noch nach alter Schule geführt. Das war nicht schlecht, aber auch nicht mehr zeitgemäß. Es hat sich viel getan in der Welt der Regelwerke und auch im Bereich der allgemeinen rechtlichen Anforderung an solch einen Betrieb.
Wir alle wissen, wie komplex das ganze Thema geworden ist und mussten somit die Strukturen und Prozesse im Betrieb anpassen. Bauliche Instandsetzung und Unterhaltung des Bades, mit starkem Fokus auf Digitalisierung sowie moderne und zeitgemäße Arbeitsplätze, um den Betrieb technisch zukunftsfähig auszubauen.
Gerade im Bereich Digitalisierung versuchen wir ein möglichst passendes Modell für unseren Betrieb zu finden, welches aber auch gleichzeitig unsere Sportstätten mit abbildet. Im Zuge dessen haben wir, meine Stellvertreterin Vanessa Wilzek und ich, uns bereits an mehreren Digitalisierungsprojekten beteiligt, welche sich gerade noch in der Entwicklungsphase befinden.
Personalgewinnung war auch so ein Thema. Die Schaffung einer Umwelt, in der sich Mitarbeiter wohlfühlen und gerne arbeiten kommen und vor allem auch immer wieder kommen, da wir zum Teil ja auf Saisonkräfte angewiesen sind. So konnten wir einen stabilen Personalpool entwickeln und aufbauen, bei dem wir auch Synergien mit anderen städtischen Liegenschaften nutzen.
Das sind natürlich Sachen auf die man nach über 10 Jahren mit einem gewissen Stolz zurückblickt. Dass man kein eklatantes Personalproblem hat und das sich das Bad so zukunftsweisend entwickelt hat. Es ist natürlich eine große Ehre, dass ich relativ jung in den Landesprüfungsausschuss für die Fachangestellten für Bäderbetriebe berufen wurde, aber auch die Tätigkeit bei der deutschen Gesellschaft fürs Badewesen, insbesondere der Arbeitskreis Betriebswirtschaft, ist nicht nur etwas das Spaß macht, sondern ich auch stolz drauf bin, in solch ein Gremium aufgenommen worden zu sein.
Maurice Hobert:
Max du hast in der jüngsten Vergangenheit einige Vorträge zu den unterschiedlichsten Bereichen aus der Bäderbranche gehalten. Was motiviert dich diese auszuarbeiten und wen möchtest du mit diesen Themen erreichen?
Maximilian Faber:
Die Ausarbeitung richtet sich natürlich primär an unsere Fachkollegen. Die Themen sind ja doch sehr spezifisch und werden eher in Fachkreisen diskutiert. Für mich relevant ist aufzuzeigen, welche Möglichkeiten vorhanden sind, um auch in kleineren Strukturen Innovationen platzieren und Betriebskonzepte anpassen zu können.
So wie ich es im Freibad Friedrichsdorf geschafft habe. Die Motivation dahinter ist, dass man auch mal über den Tellerrand hinausschaut und sich traut, neue Wege einzuschlagen. Stichwort holistische Betriebsbetrachtung. Wir müssen aufhören Bäder als reine kommunale Kostenmonster zu sehen. Bäder bieten in einer holistischen Betrachtung nicht nur regionale und volkswirtschaftlich darstellbare Nutzenvorteile.
Vielmehr können sie auch Standortfaktor sein und weiteren Zusatznutzen über ihr eigentliches Wesen als Sportanlage hinaus generieren. Grundlage hierfür sind moderne, zeitgemäße Betriebskonzepte, entwickelt von gut ausgebildeten Fach- und Führungskräften unserer Branche!
Es ist von Belang, dass wir uns nicht nur darauf fokussieren, dass das Schwimmbad zum Schwimmen da ist, sondern wir vertreten ja die Theorie der Nutzenmaximierung für die Bevölkerung und das geht über den reinen Grundnutzen, nämlich der Nutzung des Bades für Schwimmsport deutlich hinaus. Zusammen mit meiner Stellvertreterin Vanessa Wilzek, haben wir im Rahmen unserer holistischen Betriebsbetrachtung unter anderem eine Biodiversitäts- und Klimakonzept entwickelt.
Diese haben wir bereits in diversen Vorträgen gemeinsam vorgestellt. Ein Thema das uns sicherlich die kommenden Jahre intensiv beschäftigen wird. Nicht nur wegen der CO² Emission, sondern auch die Biodiversitätsentwicklungen im kommunalen Bereich.
Das Schöne bei den Vorträgen ist, dass man hinterher ein interessantes Meinungsbild hat und Themen auch kontrovers diskutieren kann. Durch die sehr betriebsnahen Themen, welche wir in den Vorträgen platzieren, sind wir auf recht großes Interesse gestoßen und haben im Nachgang viel positives Feedback erhalten. Durch die Vorträge bei solchen Veranstaltungen, findet immer ein gewisser Wissenstransfer statt, von dem alle ein bisschen profitieren können.
Maurice Hobert:
Möchtest du uns über angehende oder auch aktuelle Projekte Näheres verraten?
Maximilian Faber:
Ein Projekt welches schon gewisse Wellen geschlagen hat in der Branche, ist ja schon gar kein Geheimnis mehr. Vielen sollte noch die Landesschwimmmeisterschule in Sachsen, welche im Sportpark Rabenberg beheimatet war, ein Begriff sein. Während der Zeiten von Corona wurden die Pforten geschlossen.
Ich fand es sehr schade, dass so ein toller Bildungsstandort geschlossen wurde. Ich wurde um Mitwirkung gebeten, war aber nicht Initiator. So kam es zu dem Entschluss, durch eine Vereinsgründung die Schwimmmeisterschule wieder ins Leben zu rufen. Im Laufe des Jahres können wir den Schulbetrieb dadurch wiederaufnehmen, um Fachangestellte sowie Meister für Bäderbetriebe auszubilden. Des Weiteren soll ein breites Fortbildungsprogramm für Bäderfachleute entstehen, als Fortbildungsstätte über die eigentliche Berufsausbildung hinaus.
Ein ganz spannendes Projekt, welches gerade Form annimmt. Gegenwärtig sollen die ersten Kurse planmäßig im September starten. Wir haben eine tolle Truppe zusammenstellen können, mit hoch qualifizierten Referenten, die einen Namen in der Branche haben. Ich freue mich unheimlich darauf, dass ich bei dem Projekt nicht nur im Gründungsvorstand, sondern auch im gewählten Vorstand dabei sein darf.
Maurice Hobert:
Wie werden die nächsten 5 Jahre bei dir aussehen?
Maximilian Faber:
Tja, der Blick in die Glaskugel ist relativ schwierig. Wie man die letzten Jahre gemerkt hat, ist unser ganzes Umfeld durchaus volatil und viele Dinge können passieren, die nicht vorhersehbar sind.
Auf der einen Seite, wie eben schon erwähnt, wird mich der Rabenberg die nächsten Jahre begleiten. Auf der anderen Seite das Freibad in Friedrichsdorf als Bestandsobjekt. Beide Objekte bringen viel Potential mit sich und werden mich mit weiteren internen Maßnahmen fordern. Da ich mich noch in der Anfangszeit der Verbandsarbeit befinde, möchte ich mein Engagement dahingehend intensivieren.
Wir haben gerade mit dem BDS Hessen in diesem Jahr eine wunderbare Fachtagung durchführen können, mit über 100 Teilnehmern. Das war mitunter die größte Veranstaltung vom BDS Hessen. Das ist natürlich auch ein Vorsatz, den ich auf jeden Fall in den nächsten Jahren weiter vorantreiben möchte bzw. diesen Status quo auch gerne festigen möchte. Tatsächlich wird sich im Kern der nächsten 5 Jahren gar nicht so viel verändern. Das sind alles Zielsetzungen die langfristig angelegt sind und mich entsprechend begleiten werden.
Ich möchte nicht zu viel verraten, aber einen kleinen Ausblick in die Zukunft kann ich euch dann doch mit auf den Weg geben. Und zwar bin ich gerade dabei eine weitere Kampagne zu initiieren, welche allerdings aktuell noch in den Kinderschuhen steckt.
Zusammen mit Professor Doktor Ax stecke ich mitten im Aufbau einer Unternehmensberatung für Bäder im Bereich Vergabeverfahren und Organisation. Ein spannendes Projekt, dass da auf mich zukommt, worauf ich mich auch schon sehr freue.
Maurice Hobert:
Max, ich danke dir für den spannenden Einblick in deinen Arbeitsalltag und die aktuellen Projekte. Ich denke wir sehen uns bald auf dem Rabenberg wieder.
Bis dahin weiterhin viel Erfolg, auch in den Gremien…!
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Fortbildung ist für ihn im heutigen massiven technologischen Wandel das A und O. Er ist ein Freund der Digitalisierung und treibt diese in den Bädern voran. Ist zivilgesellschaftlich aktiv und empfindet den Public Value Gedanken mit entsprechendem Award als eine persönliche DNA.
Außerdem verrät er uns, wie er mit dem 10-10-10-Modell kluge Entscheidungen fällt, nennt wichtige Daten, einen historischen Termin für den Sauna-Kongress, der nach 25 Jahren erstmals wieder in Deutschland stattfindet und erläutert seine persönliche Strategie der nächsten fünf Jahre! …… weiterlesen
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